Gemeinschaftsterrasse
Pergola in der StadtErle © Daisuke Hirabayashi

Problem

Gemeinschaftsterrassen bilden das Herzstück eines Gebäudekomplexes und können sowohl als öffentlicher Gebäudezugang als auch als gemeinschaftlich genutzte Terrassen und informeller Treffpunkt für die Nachbarschaft fungieren. Wie lassen sich Treppenhäuser gestalten und einbinden, um Begegnungen und Gemeinschaft zu ermöglichen und unterschiedliche Nutzungen miteinander zu verbinden?

Allgemeine Beschreibung

Die Gemeinschaftsterrasse ist häufig ein vorgelagerter Balkon ähnlich einem Laubengang, von dem aus ein Zugang zu den einzelnen Wohnungen ermöglicht wird und somit als öffentliches, allen Nutzer:innen zugängliches Treppenhaus fungiert. Bei ausreichender Terrassenbreite und sofern sie keine Fluchtwege darstellen, können diese möbliert und als Aufenthaltsfläche genutzt werden. Die Terrassen schaffen Offenheit nach außen und agieren mit ihrer Umgebung. 

Beispiele

Das Mehrgenerationenhaus Heizenholz (Genossenschaft: Kraftwerk1) in Zürich besteht aus einem Neubau und Altbauten aus den 70er Jahren. Die Baublöcke sind über einen Mittelteil verbunden, der als Terrassenfläche vom ersten Obergeschoss über alle Wohnungen hinweg bis zum Dach verläuft und zum Spielen, Essen und Verweilen einlädt. Die Terrasse fungiert dabei sowohl als öffentlicher Zugang zu den Wohnungen als auch als privater, den Wohnungen zugeordneter Außenbereich. Da die zur Gemeinschaftsterrasse ausgerichteten Balkontüren nicht verschließbar sind, kann das innenliegende Treppenhaus in seiner Funktion nicht ersetzt werden (Hoffmann & Huber 2014, S. 54). Die Küche und die Wohnräume öffnen sich zur Gemeinschaftsterrasse und gewähren Einblicke in die Wohnungen, was Offenheit erzeugt, während die Schlafräume auf der ruhigen Waldseite liegen und Intimität wahren. Um Diskussionen aufgrund der Aufgabenverteilung und Zugehörigkeit entgegenzuwirken, werden die Gemeinschaftsterrassen professionell gereinigt. Die Kosten werden anteilig auf die Miete umgelegt. 

Das Wiener Projekt Sargfabrik verfügt über eine intensiv begrünte Dachlandschaft mit einem beträchtlichem Baumbestand. Aufgrund der mittelgeschossigen Lage ist es von vielen Bewohner:innen gut erreichbar und hat eine hohen sozialen, ökologischen und ästhetischen Wert für die Bewohner:innen. 

Das Basler Projekt Stadterle verfügt über breite Laubengänge, die einerseits der Gebäudeerschließung, andererseits als Aufenthaltszonen für die angrenzenden Wohnungen dienen und damit zur Stärkung des Gemeinschaftslebens beitragen (Prytula et al. 2020a, S. 102).

Erkenntnisse und Synergien

Gemeinschaftsterrassen stellen eine mögliche architektonische Lösung dar, die nicht nur den Zugang zu den Wohnungen, sondern auch Nachbarschaft ermöglicht. Begegnungen mit niedriger Hemmschwelle und Besuche von Nachbar:innen ohne formelle Einladung fördern Gemeinschaft. Es ist ratsam, die angeschlossenen Wohnungen zur Gebäuderückseite hin intimer werden zu lassen, während die öffentlichen Wohnräume zur Terrasse hin orientiert sind. So entsteht eine Abstufung von öffentlich zu privat. Eine zusätzliche Innentreppe kann zudem genügend Privatsphäre bieten. Außerdem können die Gemeinschaftsterrassen ein architektonisches Merkmal sein, das einerseits Offenheit und Gemeinschaft nach außen strahlt, andererseits graue Energie und den ökologische Fußabdruck des gesamten Gebäudes minimiert, sofern die Wahl auf eine externe Erweiterung wie zum Beispiel eine außenliegende Stahlkonstruktion anstelle einer vollständigen Gebäudesanierung fällt.

Quellen

Hoffmann, M. & Huber, A. (2014): Begleitstudie Kraftwerk1 Heizenholz. ImmoQ GmbH: Zürich. Abgerufen am 22.02.2021  von https://www.age-stiftung.ch/fileadmin/user_upload/Projekte/2009/00028/2014_Age_I_2009_00028.pdf

Hugentobler, M. (2014): Zürich: Verdichtung nach innen – Ersatzneubau und Weiterbau. ISG Magazin, 3/2014, 22-26. Abgerufen am 22.02.2021  von https://ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/arch/ncl/eth-case-dam/documents/Publikationen/fachartikel/2014/zurich-verdichtung-nach-innen/zuerich_verdichtung_nach_innen_isg-magazin_kopie.pdf

Prytula, M., Rexroth S., Lutz, M., May, F. (2020a): Cluster-Wohnungen für baulich und sozial anpassungsfähige Wohnkonzepte einer resilienten Stadtentwicklung. Stuttgart: Frauenhofer IRB Verlag. Abgerufen am 22.02.2021 von https://www.irbnet.de/daten/rswb/20039026082.pdf