Sharing-Angebote
Tauschbibliothek in der Kalkbreite © Volker Schopp

Problem

Sharing-Angebote machen Teilen statt Besitzen zum Prinzip. Geteilt werden können nicht nur materielle Gegenstände wie Werkzeuge oder Lastenräder, sondern auch Räume. Wie schafft das Teilen und eine gemeinsame Nutzung Zugänglichkeit für große und vielfältige Nutzergruppen und kann zugleich Raum und Ressourcen sparen? Welche organisatorischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein damit die gemeinsame Nutzung von Raum und Ressourcen zu einer Stärkung nachbarschaftlicher Beziehungen beiträgt? Wie sehen niedrigschwellige Betreiberkonzepte für Sharing-Angebote auf Gebäude- oder Quartiersebene aus?

Allgemeine Beschreibung

Sharing-Angebote können in vielen Varianten realisiert werden. Neben Gemeinschaftsräumen wie Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräumen, Wasch- und Trockenräumen und Lagerräumen gibt es Peer-to-Peer-Angebote wie Tausch- und Leihbörsen, auch bekannt als Depot (Sinning et al. 2016, S. 19). In diesen können sowohl Lebensmittel als auch Haushaltsgeräte und Werkzeuge, Bücher oder Kleidung gesammelt und von den Bewohner:innen selbstständig genutzt werden. Ähnlich funktionieren Repair-Cafés oder Werkstätten, die gemeinsam nutzbare Werkzeuge und Maschinen vor Ort zur Verfügung stellen – optional organisiert und begleitet durch die Betreuung von Freiwilligen. 

Neben online basierten Sharing-Plattformen für beispielsweise Car- oder Bike-Sharing stehen auch analoge Plattformen wie “Ausleihwände” zur Verfügung, die das kommunikative Teilen in den Vordergrund rücken. Sie unterstützen nachbarschaftliche Kontakte durch einfache und effektive Kommunikationsmittel: Gegenstände für den Haushalt oder Freizeit können so von anderen Bewohner:innen ausgeliehen werden (Hoffmann & Huber 2014, S. 50). Sharing-Angebote können sowohl bottom-up durch die Bewohner:innen organisiert als auch von den Wohnungsunternehmern initiiert werden.

Beispiele

Das ‘Konsumdepot’ im Heizenholz (Genossenschaft: Kraftwerk1) ist als Selbstbedienungs- und Selbstversorgungsdepot im Untergeschoss des Projekts für alle Bewohner:innen frei zugänglich und selbständig nutzbar (Bau-und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 2012). Das Depot stellt neben Gemüse weitere Genussmittel bereit. Eine selbstorganisierte Bauherrengruppe organisiert die Warenbestellungen und erledigt die Abrechnungen am Monatsende. Das Depot ermöglicht eine intensive Nutzung bei gleichzeitiger Förderung des nachbarschaftlichen Kontakts (Hoffmann & Huber 2014, S. 49-50).

Projekte wie das Hunziker Areal, Stadterle und wagnisART verfügen über gemeinschaftlich genutzte Waschräume, wodurch die Gesamtanzahl an Waschmaschinen im Haus sowie die dafür beanspruchte Fläche reduziert wird. Zudem verfügt wagnisART über einen für alle Bewohner:innen zugänglichen Kletterraum im Keller; die Projekte Stadterle sowie Heizenholz über eine Gemeinschaftswerkstatt.

Gemeinsame Ressourcen können sich ebenso auf immaterielle Dinge wie Zeit, Arbeit und Fähigkeiten beziehen. Im Projekt Giesserei müssen alle Bewohner:innen im Rahmen der “Giesserei-Stunden” 36 Stunden pro Jahr in das Gemeinschaftsprojekt einbringen; dies können Tätigkeiten wie Leitungsaufgaben, Instandhaltung, Reparatur, Reinigung oder Pflegedienste sein.

Erkenntnisse und Synergien

Der finanzielle und zusätzliche organisatorische Aufwand für die Etablierung von Sharing-Angeboten stellt ein Hemmnis dar (Sinning et al. 2016, S. 81). Doch  Sharing-Angebote sind ein effizientes Mittel, um suffiziente Lebensweisen zu unterstützen und Bezahlbarkeit zu ermöglichen. Wenn Bewohner:innen Geräte, Räume und Ressourcen gemeinsam nutzen, können Kosten geteilt, Ausgaben für höhere Qualität ermöglicht und der Ressourcenverbrauch minimiert werden. Sharing-Angebote tragen zudem zum Austausch unter den Bewohner:innen bei (Haller et al. 2017, S. 33) und stärken gemeinschaftliche Bindungen und Unterstützungsnetzwerke. Außerdem fördern sie die Effizienz in Bezug auf materielle und monetäre Ressourcen und Raum durch gemeinsame bzw. Mehrfachnutzungen und höhere Auslastungen.

Quellen

Baugenossenschaft mehr als wohnen (o.J.): Das Zusammenleben mitgestalten.
Abgerufen am 03.03.2021 von https://www.mehralswohnen.ch/genossenschaft/mitwirken/

Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1 (2012): Kraftwerk1 Heizenholz.
Abgerufen am 18.01.2021 von  https://www.kraftwerk1.ch/heizenholz/siedlung.html

Haller, A., Hofer, A., Laube, A., Schmid, P. & Wieland, A. (2017): Eine Vision wird real: 10 Jahre gesammelte Erfahrungen. Agnès Laube & Baugenossenschaft mehr als wohnen: Zürich. 

Hoffmann & Huber (2014): Begleitstudie Kraftwerk1 Heizenholz. Genossenschaft Kraftwerk1: Zürich. Abgerufen am 22.02.2021 von https://www.age-stiftung.ch/fileadmin/user_upload/Projekte/2009/00028/2014_Age_I_2009_00028.pdf

Sinning, H., Baldin, M.-L., Löbe, L., Spars, G., & Heinze, M. (2016): Share Economy in der Wohnungswirtschaft: Ergebnisbericht Zur Online-Befragung 2016. Bundesministerium für Bildung und Forschung: Erfurt.