Gemeinschaftsgärten
Gemeinschaftsgarten auf dem Spreefeld © Michael Prytula

Problem

Die Verdichtung der Städte wirkt sich auf das Zusammenleben im urbanen Raum und den Zugang zu Grün- und Anbauflächen aus. Kollektiv betriebene Gärten bieten innerstädtischen Raum für Erholung sowie Experimentier- und Anbauflächen. Welches Potential haben Gemeinschaftsgärten hinsichtlich der Entstehung von Mensch-Natur-Beziehungen sowie Nachbarschaftsbeziehungen und welche organisatorischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die gemeinsame Nutzung und Verantwortung funktioniert?

Allgemeine Beschreibung

Gemeinschaftsgärten stellen eine besondere Form des Gartens dar. Konstituierendes Element ist dabei die Gemeinschaft, die kollektiv für Nutzung, Pflege und Unterhaltung des Gartens Verantwortung übernimmt. Neben der Selbstversorgung und dem Lernen und Experimentieren mit Anbauweisen, stehen nachbarschaftliche Nähe und das gemeinsame Arbeiten im Vordergrund. Üblicherweise sind Gemeinschaftsgärten direkt an das Haus angegliedert oder befinden sich auf dem Dach.

Beispiele

Der Gemeinschaftsgarten der Kalkbreite befindet sich auf dem Dach und wird durch die Bewohnner:innen der Arbeitsgemeinschaft Garten bewirtschaftet, steht aber allen Bewohner:innen der Genossenschaft zum Besuch offen. Jedes Gartenjahr wird mit einem Erntedankfest beschlossen. 

Auch im Spreefeld können sich alle Bewohner:innen an den Low-Tech-Agroforst Experimenten oder anderen Gartenprojekten beteiligen. 

Sowohl das Spreefeld als auch die ufaFabrik arbeiten zusammen mit dem gemeinnützigen Verein Spreeacker daran, die Öffentlichkeit zu inspirieren und aufzuklären, indem sie Workshops, und Bildungsprogramme rund um das Thema essbare und produktive Landwirtschaft und Lebensmittelwälder organisieren. 

Im CRCLR House wird der Gemeinschaftsgarten von der Projektgemeinschaft und der Nachbarschaft gepflegt. Jedes Hochbeet wird von einer Gruppe von vier Personen geteilt. Zusätzlich bietet ein Gewächshaus, das aus Sekundärmaterialien gebaut wurde, wärmere Bedingungen für einige Pflanzenarten. Ein Wurmkompost stellt zudem nährstoffreiche Erde bereit.

Erkenntnisse und Synergien

Gemeinschaftsgärten sind Orte der Integration unterschiedlicher sozialer Gruppen sowie Orte, an denen die Beziehungen der Bewohner:innen untereinander gestärkt werden. Gemeinschaftsgärten ermöglichen Begegnungen, die sich nach und nach zu nachbarschaftlichen Strukturen und sozialen Netzwerken verfestigen können. Dabei haben sie das Potenzial, Akteure verschiedener Milieus und Altersgruppen miteinander in Kontakt zu bringen (BMUB 2015, S. 8). Denn sie funktionieren nur durch das Engagement vieler und entfalten erst durch das Zusammenwirken positiver Beiträge innerhalb des Quartiers und der Nachbarschaft (Neo & Chua, 2017).

Die programmatische Zielsetzung des Gemeinschaftsgartens bestimmt dennoch, wer im Garten zusammenkommt und gemeinsam gärtnert (BMUB 2015, S. 8). Zudem sind Gemeinschaftsgärten Bildungsorte: Sie ermöglichen die Wissensweitergabe, ein Verständnis für natürliche Kreisläufe zu gewinnen und machen Natur in der Stadt erlebbar. Darüber hinaus können durch Gemeinschaftsgärten gesunde Lebensmittel lokal und preiswert angebaut werden und im größeren Maßstab städtische Versorgungsstrukturen entlasten (BMUB 2015, S. 9).

Quellen

BMUB (2015): Gemeinschaftsgärten im Quartier – Handlungsleitfaden für Kommunen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Abgerufen am 06.04.2021 von https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/bauen/wohnen/soziale-stadt-gemeinschaftsgaerten.pdf?__blob=publicationFile&v=3

CRCLR GmbH (2018): Community Garden. Abgerufen am 06.04.2021 von https://crclr.org/spaces/space_neukoelln/garden 

Genossenschaft Kalkbreite (o.J.): Aussenräume. Abgerufen am 06.04.2021 von https://www.kalkbreite.net/kalkbreite/gemeinsam-nutzen/aussenraeume/

Neo, H., & Chua, C. Y. (2017): Beyond inclusion and exclusion: Community gardens as spaces of responsibility. Annals of the American Association of Geographers, 107(3), 666-681.